Unter dem Motto „Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht – Selbstbestimmung in digitalen Räumen“ fand jüngst wieder die jährliche „#FIfFKon“ statt. Vom 12. bis zum 14.11.2021 trafen sich bei der hybriden Veranstaltung einige Duzend Teilnehmende sowohl vor Ort in München als auch online im Stream. Auch auf dieser Konferenz machte das von Joseph Weizenbaum mitgegründete Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) seinem Namen wieder alle Ehre und verband technische Expertise mit gesellschaftsrelevanten Diskursen um Einsatz und Folgen von IT-Systemen.
Übersicht über die Konferenz
Die Konferenz bestand aus diversen Vorträgen mit Diskussion, zwei Preisverleihungen und einem Jahresbericht der Aktivitäten des FIfF selbst. Eine handvoll Workshops und ein ganzer sogenannter Schultrack speziell für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte mussten leider aufgrund der Coronasituation auf den Frühling 2022 verschoben werden.
Die Vorträge
Alle Programmpunkte wurden aufgezeichnet und werden nun vom wunderbaren VOC für alle bereitgestellt. Konkret gab es folgende Vorträge:
- Digitale Risikokompetenz: Wer steuert unser Verhalten? von Prof. Dr. Gerd Gigerenzer (Harding-Zentrum für Risiko-kompetenz, Universität Potsdam)
- Welche Versprechen für die Verbesserung des sozialen Lebens kann ADM halten und welche nicht? von Prof. Dr. Frauke Kreuter (Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Statistik)
- Strafrecht, algorithmische Vorhersagen und das Zero Trust Paradigma von Prof. Dr. Christoph Burchard (Goethe-Universität Frankfurt, FB Rechtswissenschaft)
- Digitale Gesellschaft zwischen Herrschaft und sozialer Innovation von Prof. Dr. Philip Staab (Humboldt-Universität Berlin, Lehrbereich Soziologie der Zukunft der Arbeit)
- Voreingenommenheit im Gehirn und im Algorithmus von Prof. Dr. Abigail Morrison (Institute for Advanced Simulation, Forschungszentrum Jülich)
- Die soziale Konstruktion von Algorithmen von Heiner Heiland (Soziologie TU Darmstadt, BA Rechtswissenschaft, MA Sozialwissenschaft)
- Wer hat das Sagen über digitale Infrastrukturen? Historische & ethnografische Beobachtungen von Prof. Dr. Monika Domman and Max Stadler (Universität Zürich Historisches Seminiar)
Zusätzlich gab es noch den amüsant-interessanten FIfF-Jahresbericht von Stefan Hügel und Rainer Rehak, der selbst Mitglied dieser Forschungsgruppe ist.
Die Preiseverleihungen
Auf der Konferenz wurden einerseits vier Weizenbaum-Studienpreise für herausragende Abschlussarbeiten auf dem Gebiet der kritischen Informatik verliehen und andererseits wurde die Weizenbaum-Medaille übergeben an Prof. Dr. Christiane Floyd, die sich von Anfang an als erste Informatikprofessorin in Deutschland für eine menschenzentrierte Informatik einsetzte und es noch immer tut. Die Laudatio sowie der Vortrag von Christiane Floyd sind über media.ccc.de abrufbar.
Die begehrte Weizenbaum-Medaille
Im Jahr 2018 verlieh das FIfF die Weizenbaum-Medaille an Prof. Dr. Wolfgang Coy und in diesem Jahr 2021 an Prof. Dr. Christiane Floyd.
Weizenbaum-Studienpreis
Die vier ausgezeichneten Arbeiten und Namen der Weizenbaum-Studienpreis-Preisträger:innen wiederum finden sich auf der Webseite des FIfF, die feierlichen Fotos der Verleihung auf Twitter und die Aufzeichnung der Verleihung inklusive der interessanten Vorträge auf media.ccc.de. Ein Blick und mehr lohnen sich, denn es geht um die Themen Users & Machine Learning-Based Curation Systems, Digital identification systems and the right to privacy in the asylum context, Trust me! Vorschlag zum Umgang mit der Vertrauensfrage im digitalen Zeitalter und auch um einen historischen Blick auf Die Digitalisierung der Kreditwirtschaft.
Abschluss
Laut dem Feedback der Besucher:innen vor Ort und online ist es dem Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) auch dieses Jahr wieder gelungen, ihre Ziele und Werte durch die Verbindung von akademischem Wissen und aktivistischer Energie zu praktizieren: Es geht stets um die eigene Verantwortung für sich und die Gesellschaft, egal ob es um technische, soziale oder ökologische Folgen des Einsatzes von Informationstechnik geht.
PS: In den Jahren 2014, 2016 und 2018 fand die FIfF-Konferenz in Berlin statt, so wie vermutlich im nächsten Jahr 2022 auch wieder.